September 29

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Gedanken zum Abstillen meines dritten Kindes

Ich möchte ganz mit dem Stillen aufhören. Ich habe einfach keine Lust mehr.

Und gleichzeitig bin ich so traurig. Du bist mein drittes Kind und wahrscheinlich das letzte Kind, das ich stillen werde. Es fällt mir so schwer, diese wunderschöne Phase, die Babyzeit und die Stillzeit, loszulassen.

Dieser offene Brief ist für Dich, mein Kind, für mich und für alle Mamas, die sich manchmal wünschen, dass die innige Verbundenheit und die Symbiose von Mama und Kind - besonders spürbar und offensichtlich in der Stillbeziehung - ewig anhält. 

Dankbarkeit für unseren gemeinsamen Start

Ich weiß noch genau, wie sehr ich mich auf das Wochenbett und die Stillzeit mit Dir gefreut habe. 

Ich habe alle Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Babyzeit mit Deinen Geschwistern dafür genutzt, um uns beiden ein wunderschönes Wochenbett und einen unglaublich kuscheligen Start in großer Ruhe und in einem ganz stabilen Schutzraum zuhause zu gestalten. Wir waren dank der Bindungsanalyse innerlich verbunden und vorbereitet auf die Geburt und das Wochenbett. Die Geburt und unseren ersten Tage und Wochen, in denen ich Dich halten und stillen konnte, waren wunderschön und ich bin zum ersten Mal ohne Angst und komplikationsfrei in die Stillzeit gestartet.

Du warst das Baby, das ich am meisten genossen habe. Ich war so bei mir und hatte schon so viele Themen losgelassen. Ich habe mit Deinem Papa unseren Alltag schon so viel mehr nach unseren Bedürfnissen ausgerichtet und ich bin zum ersten Mal kraftvoll in eine Babyphase gestartet.

Ich danke Dir, dass ich mit Dir diese Erfahrung machen durfte. Du hast mir noch tiefer gezeigt, wie wichtig es ist, dass ich mich selbst liebe und für mich sorge, um ganz für Dich, mein Baby, da sein zu können.

Da bist Du ganz frisch geboren - und wir genießen den Start in unsere kuschelige Wochenbettzeit mit ganz viel Stillen.

Geborgen gewachsen

Du bist gewachsen und wir haben weiter gestillt. Ich war frei sowohl von gesellschaftlichen Ansichten über das Stillen als auch von perfektionistischen "bedürfnisorientierten" Gedanken wie "Ich muss so lange stillen, wie das Kind will". Ich wusste, ich würde Dich mindestens 18 Monate stillen und dann schauen, wie es uns beiden geht. 

Du warst viel mit mir zusammen und auch mit Deinem Papa. Beides ging wunderbar. Wenn wir beide zusammen waren, konntest Du auch stillen - es war alles ganz entspannt. 

Als Du ungefähr 18 Monate alt warst, habe ich Dich tagsüber abgestillt. Ich wollte mehr Freiheit für mich selbst. Ich wusste schon, dass ich über Nacht weg sein kann und dass wir trotzdem weiterstillen können - doch ich wollte nicht zu viel Milch und den damit verbundenen Druck auf der Brust in meiner Auszeit haben. 

Es war schön zu wissen, für mich alleine sein zu können und mich aufs Weiterstillen danach zu freuen. Die kurzzeitige Spannung, ob Du Dich wohl mit Papa in der Nacht zufrieden gibst, löste sich nach der ersten Nacht in Luft auf: Ich hatte Dir bei der Abfahrt gesagt, dass ich über Nacht weg bin und dass Du mit Papa kuscheln kannst, wenn Du Hilfe beim Weiterschlafen brauchst. Und genau so hast Du es gemacht. 

Das war auch eine neue Erfahrung, die Du mir geschenkt hast: Ich kann als Mama alleine über Nacht weg sein UND wir können trotzdem unsere Stillbeziehung fortsetzen.

Frau sitzt im Garten vor einer Schubkarre und stillt ihr Kleinkind

Wir haben immer überall und jeder Lebenslage gestillt - wie es uns eben gerade passte!

Wehmut

Beim Schreiben spüre ich richtig diese Wehmut in mir. Du bist schon so viel gewachsen und so groß geworden. Natürlich genießt Du die Nähe zu mir beim Stillen und bestimmt auch noch die Milch, die nur für Dich gemacht ist. Und gleichzeitig kannst Du schon so viel ohne mich. Du bist längst nicht mehr auf die Symbiose von uns beiden angewiesen. Du hast ein starkes Netz von vielen Menschen, bei denen Du dich sicher fühlst, weil auch sie auf Deine  klaren Signale eingehen.

Das entlastet mich unendlich und gibt mir so viel Freiheit. Gleichzeitig spüre ich, dass ein Teil von mir es nicht wahrhaben will, dass Du schon längst nicht mehr mein Baby bist, mit dem ich diese wundervolle Zeit haben durfte. Nur wir beide, nur das Bett, die Brust und wir beide. Um uns herum Menschen, die uns umsorgen.

Das Stillen ist für mich das sichtbare Zeichen, dass wir verbunden sind. Es ist ein aktiver Vorgang, der mir zeigt: "Mama, ich brauche Dich!" Es ist ein exklusiver Akt, den nur wir beide miteinander teilen. 

Mit dem Abstillen verabschiede ich eine Lebensphase

Wenn ich das Stillen mit Dir beende, verabschiede ich damit eine Lebensphase, die für mich unendlich wertvoll, schmerzhaft, voller Wachstum und Erkenntnisse war. Ich habe es geliebt, schwanger zu sein, zu gebären und zu stillen. Ich bin so dankbar für diese Zeit und die damit verbundenen Erfahrungen.

Ich habe durch die Schwangerschaften, die Geburten und die Stillzeiten ein völlig neues Verhältnis zu meinem Körper bekommen. Wenn ich vorher immer etwas zum Meckern fand, war ich jetzt voller Bewunderung und Anerkennung für die Kraft in mir. Ich feiere die natürliche Genialität in dem Zusammenspiel von Mutter und Kind, sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene. Ich habe gelernt, wieder meiner Intuition zu vertrauen und die Signale meines Körpers ernst zu nehmen. 

Mit dem Abstillen, so scheint es mir gerade, beende ich einen einzigartigen Erfahrungsraum. 

Abschied und Traurigkeit

Der Abschied naht und ich trauere. Das tut so gut.

Mir hilft auch das Sprechen und das Schreiben über dieses Thema. Dadurch zeigen sich immer wieder neue Gefühle und neue Ideen, wie ich diesen Abschied gestalten kann. 

Ich bleibe hier an dieser Stelle ganz bewusst in dieser Trauer. Kein Auflösen, kein How to, kein Weiter gehts.

Ich vertraue darauf, dass der Zeitpunkt kommt, an dem ich die Geschenke in dieser Situation wahrnehme und mit in die nächste Phase des Mama-Seins nehme.

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