Leute!! Was wir Eltern den Tag über rocken, ist der W A H N S I N N !!
An meinem letzten 12von12, am 12. Januar 2022, hatte ich einen ganz normalen Mama - Tag mit unendlichen vielen Herausforderungen (Du kennst das!): früh aufstehen, Vorbereitungen für Schule und Kindergarten, Wege hin und zurück, ein verpenntes Abholen von der Schule (upsi, schnell hin...), für Essen sorgen und und und. Und dann war ich noch mit meinem Jüngsten einkaufen und es läuft so:
Eine brenzlige Supermarkt-Situation
Mein persönlicher Rocking Mom Life - Höhepunkt des Tages. Lukas hilft momentan unglaublich gerne beim Einkaufen und möchte am liebsten alles alleine machen. ("E! E!" sagt er dann.) Als wir an der Kasse stehen und die Kassiererin die Produkte über den Scanner zieht, sagt Lukas ganz deutlich "E! E!". Ich sage: "Ich möchte auch helfen."
Das führt bei Lukas zu einem Gefühlsausbruch mit viel Frust und Weinen. Ich gehe kurz auf ihn ein und ziehe meine EC-Karte zum Bezahlen heraus. Im Hintergrund höre ich einen Mann, der versucht ihn zu beschwichtigen. Ich bitte den Mann freundlich, ihn einfach zu lassen. Als ich bezahlt habe und alles im Einkaufswagen verstaut habe, bitte ich Lukas von der Kasse zurückzutreten. Er will nicht. Ich hocke mich zu ihm.
Die Kassierin sagt: "Junge Frau, wir können jetzt nicht eine Stunde warten, bis der junge Mann sich beruhigt hat. Hier stehen auch noch andere Menschen an. Das muss er jetzt lernen." Ich merke, wie mein Stresspegel steigt, doch ich bleibe ruhig und sage: "Es wird keine Stunde dauern." Ich zeige Lukas, dass wir uns zwei Meter weiter nach hinten stellen können. Dort hocke ich mich wieder zu ihm, er lehnt sich an und beobachtet, wie der Kunde nach uns seine Sachen in den Einkaufswagen legt und bezahlt. Das beruhigt ihn.
Wir beobachten das Geschehen noch eine Weile weiter. Dann sage ich: "Du wolltest alles alleine in den Wagen einpacken, oder?" Er nickt. "Und ich wollte auch Dinge in meinen Einkaufswagen einpacken." Er nickt. Dann geht er zu seinem Einkaufswagen und ich zeige auf die Tür: "Komm, wir packen unsere Einkäufe in den Fahrradanhänger und fahren nach Hause." Und genau so machen wir's.
Alles wieder gut sortiert: Lukas nach der Situation an der Kasse
beim Einpacken der Einkäufe in unseren Fahrradanhänger.
Wie ich wahrscheinlich vor drei Jahren reagiert hätte
Noch vor wenigen Jahren wäre ich entweder richtig wütend und unfreundlich zu dem Mann und der Kassiererin an der Kasse geworden. So nach dem Motto: Wie kann es sein, dass die Gesellschaft so kinderunfreundlich geworden ist?! Wie kann es sein, dass die nicht sehen, was ich bzw. Mütter allgemein den ganzen Tag über leisten? Können die nicht mal 2 Minuten die Klappe halten, damit ich mich um mein Kind kümmern kann? ...
(Spoiler: Nein, können sie nicht und müssen sie auch nicht.)
Oder ich wäre vor Erschöpfung und Enttäuschung über das Verhalten der Menschen um mich herum in Tränen ausgebrochen.
Beides ist natürlich auch okay - ich bin ja ein absoluter Fan davon sich authentisch zu zeigen. Es zieht aber unglaublich viel Energie für solche alltäglichen Ereignisse, die wir eigentlich für den Rest des Tages und für unsere Kinder brauchen (wenn nicht sogar für uns selbst!)!
Was jetzt anders ist
Den größten Unterschied macht meine Selbsterlaubnis: Ich erlaube mir gut für mich zu sorgen. Immer.
Dafür gibt es kleine Anker in meinem Tag, die mir helfen mich daran zu erinnern, dass ich das auch tue. Das sind zum Beispiel das Zitronenwasser am Morgen, das bewusste Atmen, bestimmte Sätze, die ich mir morgens als erstes zuspreche.
Und es gibt die regelmäßigen, verbindlichen Zeiten mit mir selbst. In diesen Zeiten lade ich mich auf. Auf diese Weise sind meine Akkus immer wieder gefüllt und ich kann aus der Fülle und aus einer echten Freude heraus geben, so viel wie ich will. Bis ich spüre: Jetzt brauche ich wieder eine Pause.
Das macht den Alltag so viel schöner und leichter. Meine Beziehungen blühen auf, obwohl (oder auch weil!) ich mich klarer abgrenze.
Denn jetzt passiert das Schönste überhaupt: Die Menschen in meinem direkten Umfeld spüren, wie gut mir das tut, und finden für sich ähnliche Möglichkeiten, gut für sich zu sorgen. Auch sie spüren sich mehr, verbinden sich selbst und sagen auch klarer Nein!
Wofür das Ganze?
Ganz einfach: Tue es für Dich. Eine liebevolle Beziehung zu Dir selbst ändert alles.
Wenn sich das noch zu seltsam anfühlt, dann tue es für Dein Kind. Denn das, was Du vorlebst, lebt es Dir nach. Du bist der Maßstab.
Stell Dir vor, wir alle würden tagtäglich gefüllt mit unseren Kindern zum Einkaufen fahren! Denn an diesen so banalen, alltäglichen, täglich tausendfachen Situationen wie der im Supermarkt entscheidet sich, wie ein Kind über sich denkt, welche Rückschlüsse es über sich und die Welt zieht. Das wiederum prägt sein ganzes Leben!
Wir können unsere Gesellschaft nicht von heute auf morgen ändern. Da ist eine gewisse Kinderfeindlichkeit und ein Misstrauen da - es ist einfach so.
Doch wir als Eltern können für uns sorgen und in uns den Frieden herstellen, den wir uns im Außen für unsere Kinder wünschen. Und aus dieser Kraft können wir uns mit einer großen Leichtigkeit und Großherzigkeit auch Menschen gegenüber, die uns nicht sehen und verstehen, in jeder Minute für unser Kind einsetzen.
So werden wir Vermittler zwischen der Welt, wie sie ist, und seinem Erleben sein, und es vor allem zu jeder Zeit darin bestärken: Du bist richtig so, wie Du bist.
Liebe Isabelle,
was für eine schöne Geschichte. In der wird so schön deutlich, wie diese Situationen vom Streß befreit werden können. Ich arbeite als Psychologin dann mit den Kindern zwanzig Jahre später – wenn jemand das nicht gemacht hat, was du hier leistest.
Herzliche Grüße aus Südfrankreich
Danke Shivani, für Deine so wertschätzenden Worte!! Ja wir Eltern können gerade im Kleinen einen großen Unterschied machen. Und natürlich kann es sein, dass unsere Kinder trotzdem in 20 Jahren noch Hilfe brauchen – nur dann vielleicht bei anderen Themen an einem anderen Punkt auf ihrem Lebensweg. Und dann ist es auch gut wenn es Deine Arbeit weiterhin gibt! ❤